21. Januar 1861, dieses Gründungsdatum für den Liederkranz ergibt sich aus späteren Vereinsprotokollen. Weitere schriftliche Unterlagen über Mitglieder-bestand, Vorstandschaft und Vereinsgeschehen aus den Anfangsjahren fehlen.
Bei der Gründung des Fränkischen Sängerbundes in Bamberg am 01.05.1862 wird der Liederkranz Ebrach als eines der Gründungsmitglieder genannt und der Name des Ebracher Vereins ist auf dem Bundesbanner vermerkt.
Anlässlich des Ersten Fränkischen Bundessängerfestes (1863) stifteten die Damen Ebrachs eine Vereinsfahne. Auf grünem Seidenstoff ist dort mit kunstvollen Buchstaben aus Silberfäden „Lieder-Kranz zu Ebrach im Steigerwald“ eingestickt. Auf der Rückseite befindet sich das Klosterwappen als Ölgemälde. Die Ebracher nahmen mit ihrer Fahnenabordnung an diesem Sängerfest teil.
Die historische Vereinsfahne ist ebenso wie ein rotweißes Erinnerungsband mit der Inschrift „Erstes Fränkisches Bundessängerfest Bamberg, 25.26.27.28. Julius 1863“ als Leihgabe im Museum der Geschichte Ebrachs ausgestellt.
Bis auf einige Ausnahmen sind die Namen der Sänger der Gründungszeit unbekannt. Aus den wenigen vorliegenden Daten ergibt sich, dass sich die Vereinsmitglieder überwiegend aus Angehörigen der Königlichen Strafanstalt aber auch aus Repräsentanten der übrigen Bevölkerung zusammensetzten.
Die Sänger des „Liederkranz Ebrach“ nahmen an mancherlei Veranstaltungen und Sängerfesten teil und erfreuten sich Jahrzehnte hindurch des besten Rufes.
Im Jahr 1894 erwuchs dem „Liederkranz Ebrach“ mit dem „Gesangverein Ebrach“ eine musikalische Konkurrenz. Dessen Vorstand war Dr. Johannes Jaeger. Der „Gesangverein Ebrach“ bestand wohl nicht lange, denn Einzelheiten aus dem Vereinsleben sind nicht bekannt.
Der „Liederkranz Ebrach“ trat in diesen Jahren der Öffentlichkeit gegenüber zeitweise nicht mehr auf, da es an einem geeigneten Dirigenten mangelte.
Mit einer zweiten Neugründung, dem „Männergesangverein Ebrach“ am 28.09.1903 stehen Protokollbücher zur Verfügung, die belegen, dass viele seiner Vereinsmitglieder Anstaltsangehörige waren. Dieser neue Verein war sehr rege, hielt Familienabende, Maskenbälle Sommerkonzerte ab und besuchte Sängerfeste in der näheren Umgebung.
Im Sommer 1907 fanden Vorgespräche zwischen den Vorständen des „Männergesangvereins Ebrach“ und des „Liederkranz Ebrach“ statt hinsichtlich der „Verschmelzung“ beider Vereine unter dem Namen „Liederkranz Ebrach“. Dieser Zusammenschluss mit Übergabe des Inventars und der Vereinsfahne erfolgte am 04.09.1907.
Das Jahr 1911 bot eine willkommene Gelegenheit, das 50-jährige Gründungsjubiläum zu begehen. Am 01./02. Juli feierten die Ebracher mit benachbarten Sangesbrüdern, ein festlicher Umzug fand statt, im Gasthaus Wilz wurden Lieder gesungen, Fahnenbänder angeheftet und ein Erinnerungsphoto wurde gemacht (Leihgabe im Museum der Geschichte Ebrachs).
Einen jähen Einschnitt brachte der Kriegsbeginn 1914. Mussten doch einige Sänger dem Gestellungsbefehl nachkommen und an der West- oder Ostfront Kriegsdienst leisten. Singstunden und Auftritte fanden wegen Personalmangels nicht statt.
In den Zwanziger Jahren erhöhte sich die Anzahl der Sänger, sodass die Teilnahme an örtlichen und auswärtigen Veranstaltungen wieder möglich war. Familienabende und „feste, Treffen auf dem Murrleinsnest, Besuche von Stiftungs- und Sängerfesten (mit einem Lastauto als Beförderungsmittel), Weihnachtskonzerte und Mitgestaltung der Weihnachtsfeiern der Gefangenen hiesiger Strafanstalt brachten Abwechslung in das Vereinsgeschehen. Am 17.01.1924 wurde ein gemischter Chor ins Leben gerufen. Männerchor, Orchesterabteilung und Doppelquartett wirkten bei Konzerten mit.
Ebrach ist in den Zwanziger Jahren ein beliebtes Ziel für Sommerfrischler und Vereinsausflügler, die mit der Bahn aus fränkischen Städten anreisen, im Ort übernachten und weiterwandern, wie z.B. die Kitzinger, die Forchheimer oder die Nürnberger Sänger. Die Ebracher Sangesbrüder nehmen die Gäste auf, der Ort wird besichtigt, Lieder werden zusammen gesungen und Gegenbesuche werden vereinbart.
Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Dritten Reich bewirkte eine weltanschauliche Umwälzung, die sich bis in das Vereinsleben ausbreitete. Denkweise und Wortwahl des totalitären Systems sind auch in Form und Inhalt der Vereinsniederschriften und „berichte erkennbar. Werke „vaterländischer Komponisten“ und Kampflieder der Einheitspartei kommen zur Aufführung. Während der Kriegsjahre wird nur noch bei Beerdigungen und bei politischen Veranstaltungen gesungen.
Nachdem die Vereinstätigkeit von 1945 bis 1948 fast völlig ruhte, konnte erst im Januar 1949 wieder mit regelmäßigen Proben begonnen werden.
Anlass zu Auftritten boten das Friedensfest am 05.06 1949, Begrüßungsständchen für aus der Gefangenschaft heimkehrende Kriegsteilnehmer, Heimatfest der Flüchtlinge (06.08.1950), Glockenweihe, Maisingen, erster Maskenball nach dem Krieg (31.01.1953).
Der Liederkranz bestand in den 50-er Jahren aus einem Männer- und einem Frauenchor. Auch ein Schülerchor unter Lehrer Adam Leykam bildete sich 1953.
Adam Leykam übernahm auch die Leitung des Gesamtchores, als Dirigent Michael Litz aus Altersgründen 1954 zurücktrat. Ein Jahr später trat der 80-jährige Vorstand Valentin Kronberger nach 35 Jahren im Amt ebenfalls zurück. Ihm folgte Eduard Muck und am 18.01.1956 Georg Berthold.
Nach Versetzung des Hauptlehrers Leykam nach Nürnberg übernahm Eugen Berger die Dirigentenstelle für 1,5 Jahre. Im Protokoll des Jahres 1956 wird festgestellt, dass langsam ein Zuwachs an jungen Sangeskräften erfolgte. Es werden auch wieder diverse Vereinsveranstaltungen durchgeführt und Ausflüge unternommen.
Im Januar 1958 tat sich in der langjährigen Vereinsgeschichte des Liederkranz ein neues erfolgreiches Kapitel auf, denn mit der Versetzung des Lehrers Johann Theobald Blüchel an die Volksschule Ebrach, verbunden mit der Organistentätigkeit an der ehemaligen Klosterkirche, konnte der Verein einen Vollblutmusiker als Dirigenten gewinnen.
Seit 1958 wurde der Liederkranz geprägt durch eine umsichtige Führung der verschiedenen Vorstände und durch die kontinuierliche, musikalisch-straffe Leitung: Bauend auf dem musikalischem Wirken der Vorgänger konnte die gesangliche Leistung gesteigert werden, was sich immer wieder bei Vergleichssingen bestätigte. Angefangen hat diese positive Entwicklung mit den Konzerten zur Hundertjahrfeier des Chores im Juni 1961. In diesem Jahr wurde dem Verein auch die Zelter-Plakette verliehen (Leihgabe im Museum der Geschichte Ebrachs). Johann Theobald Blüchel leitete den Chor 49 Jahre lang und führte ihn in dieser Zeit auf ein hohes Leistungsniveau. Der Liederkranz 1861 Ebrach dankte ihm dies mit der Ernennung zum Ehrenchorleiter.
Im April 2007 übernahm der Diplom-Musiktherapeut und Gruppenchorleiter der Sängeruppe Aurach-Main-Steigerwas Rolf Nikolay die musikalische Chorleitung. Im März 2009 wurde ein Kinderchor gegründet.
Der Liederkranz 1861 Ebrach besteht zurzeit aus 29 erwachsenen Sängerinnen und Sängern und 23 Kinder.
Zum Verein zählen 43 passive Mitgliedern und 3 Ehrenmitglieder. Wir singen Volkslieder, kirchliche Lieder aber auch klassische, neuzeitliche und zeitgenössische Chormusik.
Unsere Proben sind mittwochs um 19:30 Uhr in der Volksschule Ebrach.
Wir proben dort für Auftritte in Ebrach selbst, z.B. Singen am Osterbrunnen, Fronleichnam, Schmerber-Kerwa, Sommerkonzert, Volkstrauertag, Singen im Seniorenheim, Adventssingen, Weihnachtskonzert aber auch für Veranstaltungen außerhalb wie Drei-Franken-Singen und Chormusikereignisse bei befreundeten Vereinen.